Fehlende Übungen als „blanker Horror“ – Lage der Freiwilligen Feuerwehren Wiesbaden in der Pandemie

Vor allem die wegen Corona ausgefallenen Übungen machen der Freiwilligen Feuerwehr in Wiesbaden zu schaffen. Der Stadtbrandinspektor Thomas Stein will das möglichst schnell beheben.

Wiesbadener Kurier – Die Freiwillige Feuerwehr Sonnenberg feierte gerade ihren 125. Geburtstag, auf 120 Jahre kann die Feuerwehr Bierstadt zurückblicken und die Biebricher Wehr wurde gar vor 170 Jahren gegründet. 20 Freiwillige Feuerwehren gibt es insgesamt in Wiesbaden. Für die aktiven Männer und Frauen waren Feuer, Unfälle, technische Hilfeleistungen über Jahrzehnte das, wofür sie ausgebildet waren und womit sie umgehen konnten. Doch dann kam die Corona-Pandemie und hat auch in den Feuerwehrgerätehäusern für einiges Durcheinander gesorgt.

Ein großes Problem waren in erster Linie die untersagten Übungseinheiten. Das betraf die Aktiven ebenso wie die Jugendwehren. „Man kann zwar digital vieles auffangen, aber das ist ja etwas vollständig anderes als unser gewohnter Übungsdienst“, unterstreicht der Stadtbrandinspektor Thomas Stein. Er zeigt sich erleichtert darüber, dass die Übungen seit Mai wieder möglich sind. Auch Sitzungen und Besprechungen. „Es normalisiert sich wieder“, freut sich der 58-Jährige, „die fehlenden Übungsdienste waren für uns alle der blanke Horror“.

Ein großes Problem waren auch die fehlenden Ausbildungsangebote. „Der Grundausbildungskurs musste damals abgebrochen werden. Auch Lehrgänge für Atemschutzträger und Maschinisten konnten nicht stattfinden.“ Um den Ausbildungsstau möglichst schnell zu beheben, plane man derzeit auch Wochenlehrgänge. Wenn alles nach Plan läuft dann sogar noch in diesem Jahr.Mit Erleichterung sehen der Stadtbrandinspektor Thomas Stein und sein Stellvertreter Lorenz Grebner, dass es zu keinen größeren personellen Verlusten bei den Aktiven und im Nachwuchsbereich gekommen ist. „Gerade in der Jugendarbeit wurde mit großem Engagement versucht, digital den Kontakt zu halten“, weiß der Interessenvertreter der Freiwilligen Feuerwehren. „Aber es war schon völlig anders, weil wir Feuerwehrleute ja doch Praktiker sind und auch die Jugendlichen tatkräftig anpacken wollen.“

Große gemeinsame Übung für 2022 in der Planung

Derzeit gibt es zur großen Freude des Stadtbrandinspektors in allen 20 Wehren eine Jugendfeuerwehr für die zehn- bis 17-Jährigen und in 13 Wehren sogar eine Bambinigruppe für die Jüngeren ab sechs Jahren. Noch größer ist Steins Freude allerdings darüber, dass in allen Wehren weibliche Aktive vertreten sind, gerade weil er weiß, dass in der ein oder anderen Wehr vorher einige Überzeugungsarbeit geleistet werden musste. Insgesamt sind es jetzt 55 weibliche Aktive in allen Freiwilligen Wehren, das sind ungefähr 8,5 Prozent der insgesamt 650 Aktiven. Da sehen nicht nur Stein und Grebner noch Luft nach oben. In den nächsten zwei Jahren seiner Amtszeit sähe Thomas Stein gerne noch einen von zwei Wünschen Wirklichkeit werden: „Es wäre ein echter Traum, wenn es bis zu meinem Abschied in einer der Wehren eine Wehrführerin gäbe oder sogar eine Nachfolgerin im Amt, eine Stadtbrandinspektorin. Das würde ich gerne fördern.“

Von der Zukunft zurück zu diesem Herbst. Der vierten Corona-Welle sieht man aus Feuerwehrsicht eher entspannt entgegen. „Unsere Aktiven sind geimpft und wir rechnen nicht mit einem erneuten Stopp der Übungsdienste.“ Und das hoffen sicherlich nicht nur Stein und Grebner.

Im Hinterkopf haben sie bereits eine große gemeinsame Übung: „Das bedeutet allerdings viel Vorbereitung und dafür ist das laufende Jahr zur kurz, aber 2022 wollen wir das unbedingt umsetzen“.