Wo Ruß ist, sind Schadstoffe

Bereits mit einfachen Mitteln können die 1,3 Millionen freiwilligen Feuerwehrleute in Deutschland ihre Gesundheit nach einem Brandeinsatz besser schützen. Ein Kurzfilm und eine neue Broschüre der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zeigen wie.

Bei der Brandbekämpfung Atemschutzgeräte zu tragen, ist für Löschtrupps selbstverständlich. Brandrauch enthält auch krebserregende Stoffe wie etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese und andere Schadstoffe können nicht nur über die Atemwege in den Körper gelangen, sondern auch über die Haut und den Verdauungstrakt. Viele Feuerwehrleute sind sich dieser Risiken jedoch nicht bewusst: Nachdem der Brand gelöscht ist, setzen sie sich in ihren verqualmten Schutzanzügen in das Einsatzfahrzeug, nehmen mit rußverschmiertem Gesicht schnell einen Schluck aus der Wasserflasche und legen verschmutzte Ausrüstung in den Wagen. „Wo Ruß ist, sind Schadstoffe“, sagt Tim Pelzl, „darum kommt es auf die Hygiene am Einsatzort an.“ Pelzl leitet den Fachbereich „Feuerwehren, Hilfeleistungen und Brandschutz“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), in der die rund 1,3 Millionen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland versichert sind.

Für einen besseren Schutz vor dem Schmutz hat die gesetzliche Unfallversicherung jetzt die DGUV Information 205-035 „Hygiene und Kontamination bei der Feuerwehr“ und einen vierminütigen Kurzfilm veröffentlicht. Angelehnt an ein Computerspiel zeigt er die korrekte Einsatzstellenhygiene: Die Einsatzkräfte reinigen am Brandort ihre persönliche Schutzkleidung und -ausrüstung grob, legen sie ab und ziehen stattdessen saubere Trainingsanzüge an. Die verschmutzte Kleidung und Ausrüstung werden möglichst luftdicht verpackt und separat transportiert, um sie anschließend fachgerecht zu reinigen. „Bereits mit so einfachen Mitteln wie partikelfiltrierenden Halbmasken, Einweghandschuhen, Wasser und Müllsäcken lässt sich viel verbessern“, sagt Tim Pelzl, der selbst Kommandant einer Freiwilligen Feuerwehr ist.

Hygiene beginnt aber nicht erst am Einsatzort, sondern erfordert ein Konzept. „In vielen Feuerwehren wird die Feuerwehrkleidung nach einem Einsatz nicht gewaschen, sondern nur getrocknet und gelüftet“, weiß Pelzl. Schad- und Gefahrstoffe häufen sich auf diese Weise an. „Am nächsten Tag stehen die Einsatzkräfte bei einem Verkehrsunfall auf der Straße, sie schwitzen und die Schadstoffe können sich aus der Kleidung lösen, es kommt zu einer zweiten Kontamination.“ Doch nicht alle Feuerwehren verfügen über geeignete Waschmaschinen, zudem fehle es häufig an Einsatzkleidung zum Wechseln. Auf keinen Fall dürfe der verschmutzte Schutzanzug daheim gewaschen werden. „Damit trägt man die Gefahrstoffe in die private Umgebung, das ist absolut tabu“, sagt der Experte. Hier seien die Kommunen gefordert, denen als Träger der Freiwilligen Feuerwehren die Verantwortung für den Gesundheitsschutz und die Finanzierung obliege. „Bürgermeisterinnen und Bürgermeister müssen sich Gedanken machen, wie die fachgerechte Reinigung sichergestellt wird, wie sie die Freiwillige Feuerwehr ausstatten, etwa mit Reservekleidung, und wie die Kontamination im Feuerwehrhaus organisatorisch und baulich vermieden werden kann.“ Zudem müssen die Einsatzkräfte entsprechend geschult werden. Daher richtet sich die DGUV-Information an die Kommunen wie auch an Führungskräfte der Feuerwehr. Auf 40 Seiten erläutert sie kompakt praxiserprobte Lösungen und enthält zahlreiche Abbildungen.

In Deutschland sichern 25.000 Freiwillige Feuerwehren den Brandschutz

Bundesweit gibt es etwa 25.000 Freiwillige Feuerwehren und rund 800 Werksfeuerwehren. Sie alle stehen unter dem Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Dem stehen nur gut 100 Berufsfeuerwehren mit etwa 40.000 verbeamteten Feuerwehrmännern und -frauen gegenüber, die bei Bedarf ebenfalls von Freiwilligen Feuerwehren unterstützt werden. „Ohne die Freiwilligen Feuerwehren wäre der Brandschutz in Deutschland nicht zu leisten“, sagt Tim Pelzl.

Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA) untersucht derzeit in einem Forschungsprojekt das Krebsrisiko im Feuerwehrdienst, es handelt sich um die erste Studie dieser Art im deutschsprachigen Raum. Bei 200 Feuerwehrkräften in Berlin und Hamburg wird die Schadstoffbelastung vor und nach Brandeinsätzen gemessen. Ein Ziel ist, Strategien und Verhaltensweisen zu entwickeln, die eine wirksame Expositionsvermeidung im Einsatzalltag ermöglichen. Langfristig sollen damit berufsbedingte oder durch die ehrenamtliche Tätigkeit erworbene Erkrankungen vermieden werden. Innerhalb des Forschungsprojekts sind auch der Erklärfilm und die Broschüre entstanden.

Der Kurzfilm „Einsatzstellenhygiene bei der Feuerwehr“ ist auf der Website des DGUV Fachbereichs „Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz“ zu sehen. Die DGUV Information 205-035 „Hygiene und Kontamination bei der Feuerwehr“ gibt es in der DGUV-Publikationsdatenbank kostenfrei zum Herunterladen: https://publikationen.dguv.de.

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