Die Realbrandausbildung gehört zur vollumfänglichen Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern. Sie wird immer wichtiger, da Wohnungsbrände brandschutzbedingt seltener vorkommen. Am 16. Oktober 2020 konnten zehn Atemschutzgeräteträger der Freiwilligen Feuerwehr Igstadt an einer Realbrandausbildung bei der Trainings- und Kompetenzzentrum NRW GmbH im rheinland-pfälzischen Miehlen teilnehmen. Möglich machte dies die Finanzierung durch den Igstadter Ortsbeirat sowie den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Bereits am Vortag musste umfangreiches Material (Atemschutzgeräte, Brandschutzüberbekleidung und Transportboxen für kontaminierte Ausrüstung) auf der Feuerwache 2 in Mainz-Kastel abgeholt und auf dem Gerätewagen-Logistik der Freiwilligen Feuerwehr Bierstadt verladen werden.
Am Ausbildungstag ging es dann in aller Frühe, um 6 Uhr morgens, am Gerätehaus in Igstadt los. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt erreichten die Igstadter Kameraden ihr Ziel in Miehlen. Zunächst gab es vor Ort eine Einweisung in das Sicherheitskonzept sowie das derzeit geltende Hygienekonzept. Danach galt es die persönliche Schutzausrüstung vorzubereiten und anzulegen. Hierbei war von den Atemschutzgeräteträgern größte Sorgfalt gefordert, um Unfälle zu vermeiden.
Fünf der zehn Atemschutzgeräteträger hatten noch nie an einer Realbrandausbildung teilgenommen. Deshalb ging es am Vormittag, begleitet von den drei Ausbildern, zunächst in die Rauchgasdurchzündungsanlage. Hier konnten die Atemschutzgeräteträger im Brandraum den Brandverlauf eines Schadfeuers beobachten und fühlen. Die Ausbilder demonstrierten das Verhalten von kalten und heißen Rauchschichten und die Wirkung einer Löschwasserabgabe in den Brandraum. So konnten sich die Atemschutzgeräteträger an die enormen thermischen Belastungen (Temperaturen von 800-1000 °C an der Brandraumdecke) eines Brandeinsatzes gewöhnen und lernten auch die Grenzen ihrer Schutzkleidung kennen.
Am Nachmittag stand dann das truppweise Vorgehen zur Menschenrettung und Brandbekämpfung in einer Wohnung auf dem Plan. Zunächst mussten die Atemschutztrupps die verrauchte und thermisch aufbereitete Wohnung absuchen. Anschließend ging es zur Brandbekämpfung in den Brandraum. Dort konnten die Trupps direkte und indirekte Löschtechniken ausprobieren. Sie sahen und fühlten die unmittelbare Wirkung ihres eigenen Löschwassers. Da der produzierte Wasserdampf die Sicht stark verschlechtert und schlimmstenfalls zu Verbrühungen führen kann, mussten die Trupps Abluftöffnungen schaffen und den Wasserdampf mittels hydraulischer Ventilation aus dem Brandraum befördern. Nach etwas mehr als 20 Minuten mussten die Trupps dann ihren Rückzug aus der Wohnung antreten. Die Grenze der thermischen Belastung war erreicht oder die mitgebrachte Atemluft verbraucht.
Nach ausgiebiger Dusche, Rückfahrt und Zurückbringen der Ausrüstung endete gegen 19 Uhr ein äußerst lehrreicher Ausbildungstag. Zukünftig sollen regelmäßig alle Atemschutzgeräteträger der Freiwilligen Feuerwehr Wiesbaden an einer entsprechenden Realbrandausbildung teilnehmen.