Und täglich grüßt das Murmeltier

– Statement von Ralf Nothacker, Desinfektor der Feuerwehr Wiesbaden, zur Corona-Pandemie –

Wie in dem gleichnamigen US-Film, fühlt man sich seit langen wie in einer nicht enden wollende Zeitschleife. Jeden Tag die gleichen Schreckensmeldungen, Diskussion und ein hin und her der Verantwortlichen. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit musste das Infektionsschutzgesetz angepasst werden, weil es nicht geschafft wurde, getroffene Vereinbarungen entsprechend auf Ebene der einzelnen Bundesländer umzusetzen. Das Ganze wirklich noch zu verstehen und damit die notwendigen Maßnahmen mit zutragen und zu leben, fällt vielen langsam schwer.

Dabei ist genau jetzt die Einhaltung von Maßnahmen wie AHA+L Regel mehr als denn je wichtig. Denn Corona ist es egal, ob man daran glaubt oder nicht. Es infiziert viele Menschen, viele werden krank und viele werden richtig schwer krank. So schwer krank, dass sie ins Krankenhaus müssen und einen schweren Verlauf erleiden. Besonders problematisch wird es, wenn es sogar so weit kommt, dass nur noch intensivmedizinische Hilfe Linderung verspricht oder sogar nur noch eine Beatmungsmaschine die Betroffenen am Leben hält. Viele schaffen es nicht und sterben einen einsamen Tod. Nach den Daten des Robert-Koch-Institut täglich an die 300 Menschen. Um die Zahl mal in Relation zu setzen. Innerhalb einer Woche ist das die Einwohnerzahl etwa von Igstadt. 

Ursache für so einen rasanten Anstieg der Zahlen ist unteranderem die SarsCov2 Mutation B 1.1.7, auch britische Mutation genannt, verantwortlich. Diese gilt nicht nur als mehr ansteckend, also nach dem Eindringen in den Körper eher infizierend. Auch verschiebt sich das Alter der Infizierten und Erkrankten weg von den Risikogruppen 60+. Aktuell finden sich immer mehr jüngere Menschen auf den Intensivstationen. Da sind sogar 35-Jährige keine Ausnahme mehr.

Was macht die Politik? Nach den Maßnahmen der Kontaktreduzierung über die Weihnachtsfeiertage und dem Jahreswechsel, wurden Diskussionen über Lockerungen in der Presse geführt. Auch Kurzschluss-Aktionen, wie die Schließung der Grenzen zu Groß-Britannien muten eher einer Angstreaktion an, statt wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Glaubte man wirklich, man könnte damit einen Erreger aufhalten, der es geschafft hat, sich vom weit entfernten China über die ganze Welt zu verbreiten?! Innerhalb weniger Monate hat es dieser Erreger geschafft, dass sogar Ureinwohner im brasilianischen Dschungel an Covid19 erkranken!

Dabei sind wirksame Maßnahmen recht einfach. Um was es immer wieder geht, den Infektionsweg durch Kontaktreduktion zu unterbrechen. Nur was sollten dann fünf „Ruhetage“ über Ostern helfen oder ein Pochen auf seine Grundrechte, wenn es um eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr morgens geht? Glaubt man wirklich, diese Pandemie zu bekämpfen wäre einfach und könnte man bequem nebenbei laufen lassen?! Das Bild in den deutschen Krankenhäusern zeigt ein anderes Bild.

Leider wird bei vielen Entscheidungen zu oft digitales Denken eingesetzt. Entweder ist es 0 oder 1. Wenn es nicht 1 ist, muss es 0 sein. Nicht anders ist das Chaos um den Impfstoff Vaxzevria (ehemals AstraZeneca) zu erklären. Dabei ist der breite Einsatz von Impfstoff im Kampf gegen die Pandemie ein so wichtiges Werkzeug. Es eignet sich nicht, als Brecher der 3. Welle. Aber das Beispiel des Einsatzes, genau dieses in Deutschland umstrittenen Impfstoff, in Groß-Britannien hat vielen Menschen dort vor der Infektion bewahrt und das Leben gerettet.

Leider hinkt die internationale Produktion der verschiedenen in der EU zugelassenen Impfstoffen dem weltweiten riesen Bedarf weit hinterher. Auch hier verzettelt man sich in Deutschland zu oft in Formalien. Es kommt sogar dazu, dass der knappe Impfstoff entsorgt werden muss, weil es keine Wartelisten für Nachrücker von ausgefallenen Impfterminen gibt. Dann erklärt es sich einfach, dass zum Stand Ende April in Hessen nur 22% die 1. Impfung erhalten haben und sogar nur knapp 8% komplett geimpft sind. 

Dabei brechen jetzt schon die Diskussionen auf, welche Rechte Menschen mit kompletten Immunschutz erhalten werden. Dabei kann es aktuell nicht darum gehen, seine Rechte maximal auszureizen. Auch wenn mittlerweile sogar das Robert-Koch-Institut bestätigt hat, was Wissenschaft, Forschung und die Situationen in anderen Ländern schon länger aufgezeigt haben. Die Impfung bietet nicht nur sehr guten Schutz gegen den schweren Verlauf, sondern fertig geimpfte Personen stecken eher unwahrscheinlich andere Personen mit Corona an. 

Trotzdem müssen gerade jetzt, auch die Personen, die bereits 1. und 2. Impfung erhalten haben, weiter die Regeln z.B. im Beruf befolgen. Denn selbst wenn die Hälfte der Mitarbeiter bereits geimpft ist, heißt das immer noch, dass die andere Hälfte eben NICHT geimpft ist oder im besten Falle einen noch nicht vollständigen Impfschutz aufgebaut hat. Gerade jetzt, wenn die Sonnenstrahlen und die steigenden Temperaturen dazu verlocken, sich im privaten mit mehreren Personen, vielleicht sogar draußen, zu treffen. Wenn man dann nicht weiter Abstand hält oder noch ein paar Glas Wein oder Bier es nicht mehr so genau mit den AHA-Regeln hält, ist eine Übertragung sehr schnell passiert. 

Nachdem erst nur in speziellen Bereichen verfügbar, sind nun auch in der breiten Masse Antigen-Test verfügbar. Dabei ist der Einsatz von Antigen-Selbsttest nicht als Türöffner oder zum „Freimessen“ von Teilnehmern eines Treffens geeignet. Das kann diese Art Test schlecht leisten. Neben einer gewissen Fehlerquote zeigt der Test erst bei höheren Viruslasten eine verlässliche Anzeige. Besonders gut kann diese Art Test auf Dauer innerhalb einer Personengruppe eingesetzt werden. Nichtsdestotrotz ist der Antigen-Test ein wichtiges Werkzeug, um Infizierte zu entdecken und damit Infektionswege zu unterbrechen. Bis eine wirklich hohe Zahl in ganz Deutschland, noch besser in Europa einen Impfschutz aufgebaut hat, gilt es diszipliniert den „Misch-Betrieb“ beruflich wie auch privat durchzuhalten. So, dass sich mit Einhaltung der AHA-Regel und konsequenter Kontaktreduzierung möglichst Menschen nicht infizieren. Corona seinen Schrecken endgültig verlieren wird und das nur noch darstellt, was es einmal war. Ein Virus das eine Erkältung auslösen kann.